1.Mannschaft : Spielbericht (2010/2011)

Blamable Vorstellung

Das Gesicht zwischen den Knien vergraben. So kauerte Gebesees Torwart Sebastian Arnold auf dem Platz. Schön wäre für ihn wohl zu dem Zeitpunkt der Schlusspfiff gewesen. Eine Halbzeit lag aber noch vor ihm. Und die Demütigung durch den Kreisrivalen war schon da groß genug.
Sömmerda. "Das werden heute Achte", übte sich Gebesees Trainer Uwe Backhaus zur Pause noch in Galgenhumor. So viele Gegentreffer wurden es nach dem 0:4 nach 45 Minuten dann zwar doch nicht. Der Fünferpack, mit dem Sömmerda den Tabellendritten für eine gesichtslose Vorstellung abstrafte und auf Platz acht kletterte, reichte jedoch, damit Backhaus die gesamte erfolgreiche Hinrunde in Frage stellte. Die gesamte Woche hatte er gepredigt, auf Schwachstellen hingewiesen, motiviert. Vergebens.

Ohne vier Gesetzte (Preuße, Zeudmi, Schnacke, Hornig) hinkte der Dritte seinen Ansprüchen in der 14. Auflage des Landesklasse-Kreisderbys hinterher. Ideenlos und harmlos im Angriff, ein Mittelfeld ohne Körpersprache, lückenhaft in der Deckung. "Es reicht nicht, wenn man sich mit dem wenigen zufrieden gibt", meinte Backhaus pappesatt, während sich sein Gegenüber Peter Ludwiczak über einen gelungenen Start in die Rückrunde freuen konnte.

Nach den verschenkten Punkten beim 2:3 in Schlotheim vor einer Woche zeigten die Platzherren all das, was die Gäste vermissen ließen und durften sich ungeniert austoben. Ehe Gebesee nur einen Fuß auf den Kunstrasen bekam, hatten Wendelin (3.), C. Czuppon (7.) und der überall rackernde Gräfe (12.) dreimal Nägel mit Köpfen gemacht. Bedingt durch Riesenschnitzer im Abwehrverhalten, aber auch verdient, weil die Sömmerdaer beweglicher, schneller, ehrgeiziger, ballsicherer und zielstrebiger agierten.

Das 4:0 besorgte Kapitän Fritsche nach sehenswerter Kombination und machte das Pausen-Debakel für den Gast perfekt. Dass es der weiter munter nach vorn spielende Aufsteiger nach der Pause mit nur einem Tor Schlegels (48.) beließ und neben weiteren Chancen einen Foulstrafstoß durch Reiche vergab (82.), ließ das Duell nicht ausgeglichener werden.

Gleichwohl ihm kleine Schweißperlen auf der Stirn standen. Ins Schwitzen war Maik Städler im Sömmerdaer Kasten an diesem Tag eher durch die frühlingshaft wärmende Sonne geraten. "Mann, war Gebesee heute schwach", meinte er. Ganze dreimal tauchten die Gäste gefährlich vor ihm auf. So großzügig Weis kurz vor der Pause die erste und vielleicht die Wende bedeutende Chance mit einem Heber ins Aus vergeigte (44.), so locker schob er den Ball Städler später in die Arme (67.). Ebenso emotionslos trat D. Hucke den von Reiche an ihm verursachten Elfmeter, den Städler meisterte (53.). Dass sich der Schütze - innerlich frustgeplagt - wegen Meckerns noch Gelbrot abholte (59.), brachte vor allem das Blut seines Trainers in Wallung.

"Clever sein" und im richtigen Moment auf der Höhe, trichterte er den Spielern ein. Die das umsetzten, kamen vom FSV. Weshalb gegen Ende einige Sömmerdaer samt Trainer Peter Ludwiczak sich untereinander von der Bank aus angifteten, als hätten sie die Klatsche bekommen, bleibt ihr Geheimnis. Eigentlich hätten sie sich ob des historischen Erfolges ins Fäustchen lachen können.

Dass die Gebeseer ausgerechnet im Kreisderby kraft- und hilflos auftraten, bildete für den Achten nur die Steilvorlage, um berechtigtermaßen auf einen sicheren Mittelfeldplatz zu hoffen. Und es schien nicht in Ansätzen die Gebeseer Mannschaft zu sein, die im letzten Spiel des alten Jahres noch den Tabellenzweiten Eisenach beherrscht hatte. Ihr zweites Gesicht? "Das wahre" in den Augen von Trainer Uwe Backhaus. Selbst zu Galgenhumor war ihm am Ende nicht mehr zumute.

Quelle: http://soemmerda.thueringer-allgemeine.de/web/soemmerda/startseite/detail/-/specific/Landesklasse-Soemmerda-deklassiert-Gebesee-mit-5-0-1701237133