1.Mannschaft : Spielbericht (2024/2025)
Finale - 06.06.2025 18:00 Uhr
TSV Kerspleben | FC Gebesee 1921 e.V. | |||
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2 | : | 1 | ![]() |
(0 | : | 1) |
Aufstellung
F. Nicklas (68' M. Blumenstein) |
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T. Fischer (30' A. Seeber) |
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C. Kämmer | S. Koch | ||
N. Hucke (62' P. Hotze) |
B. UrbachC | ||
G. Stollberg | T. Plato (68' P. Nowak) |
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C. Schlitter (19' M. Kämmer) |
M. Eger | ||
M. Hentschel |
Spielstatistik
Tore
Florian NicklasAssists
Christopher KämmerGelb-Rote Karten
Maximilian Kämmer (23')Zuschauer
1020Torfolge
0:1 (24') | Florian Nicklas (Christopher Kämmer) |
1:1 (52') | TSV Kerspleben |
2:1 (98') | TSV Kerspleben |
Spielerisch KOL, emotional Kreisklasse
Es war für unsere SG DAS BOMBON einer durch und durch großartigen Saison: am Freitag, 06. Juni 2025, durfte man sich nach dem spektakulären Sieg im Halbfinale gegen Grün-Weiß Erfurt (siehe Bericht) einem weiteren KOL-Schwergewicht, dem TSV Kerspleben, stellen. Die Rand-Erfurter unterstrichen ihre Ambitionen zur Winterpause mit der Verpflichtung des Landesklasse- und Landesliga-erfahrenen Trainers Patrick Krumbholz. Dazu wartete ein Kader auf, der teilweise Oberliga-, Verbandsliga-, und Landesklassespieler in seinen Reihen hat. Ein auf dem Papier „schwerer Brocken“, dem sich die Fußballer aus Gebesee und Herbsleben zu stellen versuchten.
Doch auch auf Seiten der SG hat man mit Hucke, Schlitter, Fischer, Kämmer und nicht zuletzt Capitano Urbach einiges an Erfahrung entgegenzusetzen.
Unfassbar, dass das Aufeinandertreffen des Kreisliga-Primus der Staffel II mit dem KOL-Achten die Rekordkulisse von 1020 Zuschauern hervorrief! Ein DANKESCHÖN gilt BEIDEN VEREINEN und besonders deren FANS, für dieses Novum.
Beide Mannschaften konnten aus den Vollen schöpfen. Da die Regularien jedoch vorsehen, dass maximal 7 Ersatzspieler nominiert werden können, mussten im Vorfeld auch schlechte Nachrichten an die Spieler überbracht werden, die bei diesem prestigeträchtigtem Spiel nicht berücksichtigt werden konnten. Auf Seiten der SG traf es Ersatztorwart Max Kühnemund, Valentin Bube, Dominik Schmidt und Paul Gaspar. Man hat es sich nicht leicht gemacht in Gebesee. Coach Andreas Deiseroth beriet sich mit 6 Spielern, um letztlich für die wahrscheinlichsten Spielszenarien adäquate Lösungen auf der Bank zu haben. Was sportlich sinnvoll war, war menschlich fehlbar. Paul Gaspar, dem Coach Deiseroth nach dessen freiwilligen Halbfinale-Verzicht versprach im Finale dabei zu sein, fehlte abermals auf der Bank. Ein Makel, den der noch unerfahrene Teamchef zu tiefst bereut und sich aufrichtigst entschuldigt!
Dominik Schmidt stand mit seinem taktischen Know-How, er hatte im Sommer die Trainer-B-Lizenz erworben, dem Team zur Seite. Dessen Matchplan ging für die erste Halbzeit bestens auf.
Unsere SG sog die besondere Atmosphäre in „der Grube“ von der ersten Minute an auf. Trotz Nervosität stellten sie sich der Herausforderung und spielten grandios auf. Taktikfuchs „Dome“ schwor die Mannschaft perfekt ein: bei gegnerischem Ballbesitz sollte man das Zentrum zustellen, damit der TSV-Entscheidungsspieler Kaloa Kahlef nicht zur Entfaltung kommen konnte. Diesen Plan setzen unsere Fußballer aus Gebesee und Herbsleben wacker um. Der trickreiche Kahlef blieb in der ersten Halbzeit bis auf wenige Szenen blass, weil Hucke, Koch, Fischer und Capitano Urbach stets zur Stelle waren, wenn ein anderer Mitspieler bereits geschlagen war. Glück für Kahlef, dass er nach einem versuchten „Nachtreten“ nach Ballverlust gegen Ende der ersten Halbzeit nicht einmal Gelb sah. Überragend auch die Defensivarbeit um IV Eger und Schlitter. Auf den Außen agierten Stollberg und Plato. Besonders der frisch gebackene Abiturient Tristan Plato stand mit seinem ersten Zweikampf 5 Sekunden nach Anstoß durch Kerspleben im Fokus, konnte diesen, sowie die weiteren jedoch durch konzentrierte und entschlossene Abwehrarbeit für sich gewinnen. Insgesamt agierte der junge und unscheinbare Aussenverteidiger souverän und rechtfertigte dem Gebeseer Anhang und seinem Coach seine Startelf-Nominierung.
Auf der anderen Seite bedankte sich auch der 20-Jährige Stollberg mit einem bärenstarken Auftritt gegen die technisch und läuferisch überlegenen TSV-ler. Diese waren beeindruckt und fanden nicht richtig ins Spiel, obwohl sie ihren Gegner zuvor 3 Spieltage lang gescoutet und Akribiker Krumbholz jeden einzelnen SG-Spieler analysiert hatte. Ein Spiel auf Augenhöhe war die Folge. Das hochklassig besetzte Mittelfeld unsere SG verstand es, die Passwege zuzustellen und ging immer wieder siegreich aus den Zweikämpfen hervor.
Dann der erste Schock für unsere SG: Routinier Schlitter verletzte sich bei einem Tackling in höchster Not gegen Kahlef am Knöchel und musste ausgewechselt werden (23.). Ein ungeplanter Wechsel, der den Matchplan zunächst einschränken sollte. Für ihn kam der (nach Knöchelbruch im Februar) wiedergenesene Maximilian Kämmer. Er hatte extra auf dieses Spiel hin trainiert und das „GO“ von seinem Physio erhalten. Unsere Mannschaft steckte den Schlitter-Verlust gut weg. Chrissi Kämmer unterstrich abermals seine Führungsrolle, als er nach einem Ballgewinn im Mittelfeld energisch Richtung gegnerischen 16er strebte. Seinen Gegenspieler stehenlassend, schießt der Rechtsbeiner aus gut 15 Metern mit links auf den langen Pfosten. TSV-Torwart Hillwig-Noll kann den Ball nur abklatschen. Dies hatte Herbslebens Sturmtalent Florian Nicklas bereits antizipiert und schießt den Ball zum 0:1 für den Außenseiter in die Maschen (24.). Der nicht unverdiente Lohn für eine bisher dato tolle Leistung unserer SG. Kerspleben versuchte es weiter. Doch fanden sie zunächst keine weiteren Mittel. Allzu oft konnte der zweite oder dritte Spieler den versierten ex-Rot-Weißen Kahlef den Ball abjagen.
Eine weitere Kontersituation sollte das Spiel jedoch maßgeblich beeinflussen. Tim Fischer kommt auf der rechten Seite in der TSV-Hälfte in Ballbesitz und schirmt selbigen ab. Dabei dreht er sich und wird von einem Gegenspieler unterhalb des Knies berührt. „Ich habe einen Knall gehört und sofort ein Wackeln im Knie und Zittern im Unterschenkel gespürt“, so der Mittelfeldspieler später selber. Er greift sich sofort ans Knie. Für Außenstehende ist umgehend klar: Es wird für ihn nicht weiter gehen (30.). Wenngleich dies einer Hiobsbotschaft gleicht, hat man mit Alexander Seeber einen quirligen und technisch versierten Herbsleber als Ersatz. Nach der Auswechlung von Schlitter ist dies der nächste Schock, den unsere SG gut wegsteckt. Besonders Torwart Michel „Mitsch“ Hentschel weiß, was die Stunde geschlagen hat. Durch seine Paraden, besonders das 1 gegen 1 gegen den wieselflinken Noah Glebe, der seinem sonst aufmerksamen Bewacher Plato enteilt war, blieb die „Null“ zur Halbzeitpause stehen.
Die Halbzeitansprache ist auf wenige Punkte reduziert: Zentrum kompakt halten, Konter besser ausspielen und für Entlastung sorgen. Auch auf der anderen Seite wird nachjustiert. Trainer Krumbholz bringt Luca Leib für Elias Herr und schwört seine Mannschaft erneut ein.
Nur 7 Minuten nach Wiederanpfiff zeigt das Wirkung. Über rechts kombiniert sich Kerspleben geschickt in den Strafraum. Der eingewechselte Leib findet Zielspieler Kahlef am 5-Meter-Raum. Mit einem Schuss aus der Drehung unter die Latte lässt er dem überragend aufspielenden Torwart Mitsch keine Chance- 1:1. Unsere Jungs wackeln. Was ursprünglich als _erster_ Wechsel geplant war, wird wenig später bereits Wechsel Nummer 3 von 5 möglichen: der angeschlagene Niels Hucke muss vom Platz. Für ihn kommt A-Junior Philipp Hotze (62.). Auch Torschütze Florian Nicklas, der seine Defensiv-Aufgabe auf dem großen Platz zu kräftezehrend interpretiert hatte, musste vom Feld. Für ihn rutschte Chrissi ins Sturmzentrum und Routinier Blume bezog Stellung auf der linken Aussenbahn.
Der Griff nach den Sternen erhielt einen finalen, jähen Dämpfer, als Schiri Göpfert ein unglückliches, weil unnötig und schlecht getimtes Tackling vom jungen Hotze mit „glatt Rot“ ahndete (70.). Eine Entscheidung, die insgesamt jedoch zur gesamten Spielleitung passte.
Nunmehr zu Zehnt, zeigte unsere Mannschaft wahren Charakter und bot alles auf, was man zu leisten im Stande war. Alex Seeber, Sean Koch und Marco Blumenstein liefen das Zentrum zu und blieben hartnäckig in den Zweikämpfen. Chrissi Kämmer versuchte den Ball zu halten, wenngleich selbiger immer seltener den Weg zu ihm fand. Dennoch überzeugte er mit einem hohen Laufpensum. Capitano Urbach lenkte seine in Unterzahl aufopferungsvoll agierende Elf noch einmal. Mit einem Mann mehr erspielte sich der TSV mit all seiner Klasse weitere klare Chancen. Ein Schuss aus Nahdistanz knallte nur an die Unterlatte.
Auch den Spielern auf der Bank sowie den Fans war klar, dass unsere SG mit dem Platzverweis auf die Verliererstrasse abgebogen war.
Entsprechend entlud sich die Enttäuschung darüber auf der Bank und der Tribüne Richtung Schiedsrichter Göpfert, der ein ums andere Mal Großzügigkeit bei Kersplebener Zweikämpfen walten ließ und „keinerlei Spielraum“ bei Aktionen unserer Fußballer hatte. Sportfreund Hucke platze nach einem solchen „allerwelts-Kontakt“ zwischen seinem Mannschaftskameraden Alex Seeber und dessen Kersplebener Gegenspieler, bei welchem Kerspleben sogar in Ballbesitz blieb, buchstäblich der Kragen. Den Pfiff des Unparteiischen kommentierte er mit „Du Blinder!“ - eine emotionale Entgleisung mit fatalen Folgen. Schiri Göpfert zeigte daraufhin, der bisherigen Spielleitung entsprechend, Rot für den bereits ausgewechselten Routinier. (Anm. d.R.: Hucke erhielt 4 ! Spiele Sperre und kann den Start der KOL-Saison 2025/26 zunächst nur von der Tribüne aus verfolgen.) Dies brachte wiederum einige Anhänger der SG in Rage, die sich die zuweilen recht einseitige Regelauslegung nun gar nicht mehr erklären konnten. Wütende Rufe gegen SR Göpfert sowie die Kersplebener Bank waren die Folge. Dass es gegen Ende der Partie sogar zu einer zu einer 10 minütigen Unterbrechung kommen musste, weil sich einzelne Personen, die noch dazu mutmaßlich alkoholisiert waren, Wortgefechte mit TSV-Reservisten liefern, lag nicht allein am Fehlverhalten besagter Zuschauer. Unerwähnt blieb, dass auch Spieler unserer SG von Unbekannten mit einem Feuerzeug beworfen und Beleidigungen bedacht wurden.
Legionär Blumenstein wird spät in der zweiten Halbzeit nach einem robusten und übertriebenen Bodycheck in Eishockeymanier gegen den Begrenzungszaun gecheckt und trägt Hämatome an Rücken und Gesäß davon.
Sportlich beweist unsere Mannschaft Moral und widersetzt sich mit allen Kräften der drohenden Niederlage. Doch wenige Minuten nach der Unterbrechung sind die „Körner“ weg und die Konzentration leidet. Der eingewechselte Seefeld nutzt einen missglückten Klärungsversuch Stollbergs in der 8.Minute der Nachspielzeit und schießt den TSV Kerspleben zum Rekord-Pokalsieger. Grenzenloser Jubel auf der einen Seite steht Konsternieren und Enttäuschung auf Seite der SG gegenüber. Doch Coach Deiseroth ist anderer Ansicht. Er versammelt seine Jungs um sich und attestiert ihnen ein grandioses Spiel gegen einen dann zahlenmäßig und spielerisch überlegenen Gegner. „Ihr habt die Silbermedaille gewonnen!“, so der Teamchef der SG, die im ersten Jahr ihres Bestehens Großes erreicht hat. Ganz im Sinne eines fairen Verlierers applaudierte die Mannschaft zunächst dem Pokalsieger auf dem Platz, anschließend dem überwiegenden Teil der treuen und langjährigen Anhängern, die sich trotz der Anspannung zu Benehmen wussten.
Im Nachgang nahm Coach Deiseroth das Angebot des SR Göpfert an, sich zum Spiel auszutauschen. Deiseroth bescheinigte ihm eine regelkonforme Spielleitung, kritisierte jedoch, dass die ein oder andere Spiel- und Persönliche Strafe auch psychologisch hätte erfolgen müssen. Das insgesamt konstruktive und ruhige Gespräch in der SR Kabine lief respektvoll, unaufgeregt und sachlich ab. Die von den Medien berichtete „scharfe Kritik“(Artikel „Erfurter Polizei ermittelt nach Chaos-Finale wegen Volksverhetzung“ 08.06.2025, 10:15 Uhr J.Mascke) bezieht sich wohl auf die lautstarken Versuche unserer Ersatzspieler, sich für ihr Team beim Unparteiischen Gehör zu verschaffen. Dass bei so einem Spielverlauf auch mal die Emotionen überkochen, sollte in diesem Kontext ebenso Berücksichtigung finden, wie die Tatsache, dass bei Konflikten immer (mindestens) zwei Parteien beteiligt sind.
Im selben Bericht zur Partie räumte SR Göpfert ebenfalls ein, dass es auch für Kerspleben die ein oder andere Verwarnung hätte geben können. Respekt, Schiri Göpfert! Nur wenige Unparteiische zeigen diese Art von Selbstreflexion.
Dennoch ist es für uns ein Paradebeispiel dafür, dass emotionsgeladene Kommentare gegen den Unparteiischen, ob von der Spielerbank oder der Tribüne, fehl am Platz sind und keinerlei positive Auswirkung auf ein Spiel haben. Dies ist für alle Beteiligten auf Seite der SG wohl die wichtigste Lektion.
Zu weiteren Vorkommnissen ist inzwischen alles gesagt, was gesagt werden muss. Es bleibt eine herausragende sportliche Leistung, auch in Unterzahl (!), die aufgrund vieler andere Faktoren, leider kein Happy End fand.
Letztlich bleibt die Hoffnung, dass man aus (bedeutenden) Niederlagen mehr Lehren zieht, als aus Siegen. Kopf hoch SG, dieses Spielergebnis mindert eure Leistung mitnichten.
Bilder zum Spiel gibt es in gewohnter Top-Qualität von Sportfotograf Sebastian Schmidt unter https://sportfoto-erfurt.de/06-06-2025-kreispokalfinale-fc-sg-gebesee-vs-tsv-kerspleben/
Quelle: Text: AD /Fotos: S.Schmidt